Kathinka und Erik brechen noch vor dem Frühstück auf. Dieses Mal wird die andere Schwester, Marieke besucht. Ich nutze den ruhigen Morgen um relativ lange im Bett zu bleiben. Aber um 9 bin ich dann auch mit dem Frühstück durch. Zunächst beende ich die Aufgabe von gestern und stelle noch ein paar weitere Stützbalken unter meine Trägerkonstruktion. Wahrscheinlich bräuchte ich das garnicht. Immerhin steht oben auf der Mauer nichts weiter drauf. Aber sicher ist sicher. Ich muss mehrmals zwischen Esszimmer und Werkstatt pendeln und immer wieder millimeterweise kürzen. Als die Stützwand dann endlich komplett ist, möchte ich doch mal einen Blick werfen unter die Tapete, oder besser die fünfzig Schichten von allerlei Wandgestaltung. Schon beim Ziehen an der ersten Papier-Ecke kommt der dahinter liegende Putz mit runter und ich kann die bloßen Mauersteine sehen. Das wird ja einfach werden... Schnell ist eine Elektro-Leitung freigelegt und die Mauersteine lassen sich auch recht einfach lösen. Allerdings staubt es gerade das ganze Wohnzimmer voll. Ich sollte also warten, bis ich meine Stützwand mit Folie verkleidet habe.
Da meine Familie mir mal wieder das Auto vorenthält, kann ich nur Dinge vor Ort erledigen. Ich steuere also mal wieder den Keller an und knüpfe mir den Brunnen samt Automatik-Pumpe vor. Schnell ist das gute Stück in den Garten verfrachtet. Da hat sich doch tatsächlich ein gut fünf Zentimeter dicker Tropfstein auf dem Pumpengehäuse gebildet. Keine Ahnung wie lange so etwas in der Natur dauert, aber die Pumpe wird schon einige Jahre da unten liegen. Aber nichts, was man mit einer Bürste, einem Hammer und einem ordentlichen Schluck Kalklöser nicht wegschrubben könnte. Nach einiger Mühe ist die Pumpe wie neu. Bevor ich sie aber wieder in ihr feuchtes Grab versenke, möchte ich auch das mal entkalken. Mit ein paar gezielten Hammerschlägen und ein bisserl Gekratze ist auch hier der Tropfstein bald Geschichte. Mit Gummihandschuhen fische ich die Partikel aus dem Brunnen und schrubbe dann die Plastikwand mit der Bürste. Zum Schluss noch die letzten Fitzel mit dem Wischmop aufgenommen und schon haben wir einen nahezu kalkfreien und sauberen Automatik-Brunnen im Keller. Aus dem nicht identifizierten Rohr läuft konstant ein wenig Wasser nach. Keine Ahnung wo das herkommt. Ich kratze noch ein wenig im Ablauf der Heizung herum, kann aber leider keine ordentliche Durchflussöffnung erstellen. Dann muss es eben erstmal weiter Gurgeln und Blubbern. Wird wahrscheinlich in den nächsten paar Jahren sowieso nicht nötig sein.
Wo ich hier unten nun Alles auf Vordermann gebracht habe, versuche ich im Vorgarten den Verbleib des hochgepumpten Wassers ausfindig zu machen. Aber auch nach einigem Graben kann ich nur ein Regenrohr unter der Erde ausfindig machen. Wo das hinführt ist mir schleierhaft. Ich will hier jetzt auch nicht den ganzen Vorgarten umgraben. Immerhin ist der frisch gemäht und sieht besser aus, als wir es jemals gesehen hätten.
Ich suche also mein Werkzeug zusammen und räume ein wenig auf. Bei der Gelegenheit schnappe ich mir nochmal das Konvolut an Schlüsseln und peile damit den Durchgang im Ostflügel an. Nach einigem Probieren finde ich einen passenden Schlüssel für die Hoftür. Aber er lässt sich nur ein kleines Stück drehen. Eine kurze Untersuchung des Schlosses zeigt, dass der Schliessriegel mit Lack übertüncht ist und wohl seit vielen Jahren nicht benutzt wurde. Na, dann reinige ich mal eben das Schloss. Genau - mal eben! Mit einem Tropfen Öl komme ich hier nicht weiter. Ich baue das Schloss aus der Tür aus und freue mich über das Alter des Teils. Denn damals wurden die Dinge noch so gebaut, dass man sie reparieren konnte und nicht nur austauschen. Der gesamte Schlosskasten wird mit einigen Schrauben zusammen gehalten. Als ich die gelöst habe und den Deckel abnehme, fliegt mir vor lauter Federkraft die gesamte Mechanik um die Ohren. Ich reinige zunächst das Innenleben und exkommuniziere diverse Spinnenkolonien, die sich zwischen den Metallteilen eingenistet hatten. Die eigentliche Schliessmechanik stellt sich als Wunderwerk der Ingenieurskunst heraus. Der Schlüssel hat einen recht komplizierten Bart mit dem er fünf unterschiedlich geformte Schliessblätter bewegt. Nachdem ich die Technik verstanden und gereinigt habe, setze ich Alles unter frisches Öl und montiere es wieder. Auch nach diesen vielen Jahren sind die Feder-Elemente noch sehr kräftig. Der Einbau und die Kalibrierung ins Schliessblech sind dann einfach. Jetzt haben wir also einen weiteren Schlüssel identifiziert und können eine weitere Tür schliessen. Schon erstaunlich, wie selbstverständlich damals aufwendige und gleichzeitig reparierbare Schlösser waren. Heutzutage wird Alles immer nur weggeworfen und ersetzt. Schade eigentlich. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass die Dinge in diesem Haus nicht kaputt sind, sondern nur alt und schmutzig? Irgendwie passt das zu meinem Wunsch, ein altes Haus quasi selbst zu modernisieren. So kann ich selbst entscheiden, wie und mit welchem Aufwand ich die Dinge angehe. Und wenn mal etwas kaputt gehen sollte, so weiss ich eben selbst am besten, wie ich es reparieren kann. Ist bestimmt nicht jedermanns Sache und so mancher gutbezahlte Handwerker wird mich verfluchen. Aber das ist eben genau mein Ding. Ich fühle mich Pudelwohl.
Der Rest des Tages vergeht mit dem Einkauf im örtlichen Supermarkt und einem ausgedehnten Bad der Männer.