Direkt nach dem Frühstück möchte ich das zweite Rohr im Kellerbrunnen weiter verfolgen. Zunächst stelle ich unsere alte Holzleiter von aussen an den Windfang um die Regenrinne zu reinigen. Ein widerliche Modder hat sich da im Laufe der Jahre angesammelt. Einen ganzen Eimer voll Schlamm trage ich davon, bevor das Fallrohr frei ist. Dann schicke ich Kathinka mit einem Eimer Frischwasser aufs Dach und begebe mich mit Erik in den Keller. Erwartungsvoll starren wir in den Brunnen. Aber es kommt nichts... Dann muss das Rohr wohl doch woanders hinführen. Jetzt bin ich etwas verwirrt. Habe ich dann eventuell das Abwasserrohr auch falsch identifiziert? Immerhin hatte ich mich immer über die sehr geringe Menge Fließwasser im Abwasserschacht gewundert. Ich öffne das Ding nochmal und trage Kathinka erneut auf, die Klospülung zu betätigen. Tatsächlich kommt nach ein paar Sekunden etwas Wasser durch die Rinne. Aber soll das der ganze Inhalt des Spülkastens gewesen sein? Schliesslich rauscht das Ding los, als würden alle Dämme brechen. Ich muss Gewissheit haben. In der Küche finde ich Lebensmittelfarbe. Leider nur in gelb. Schnell ist das gesamte Wasser im Spülkasten zu einer fröhlich, sonnengelben Brühe gemischt. Kathinka gibt wieder den Startschuss. Erneut kommt etwas Wasser in meiner Kontroll-Rinne an. Aber ob es wirklich gelb ist, kann ich nicht sagen. Eine andere Lösung muss her. Ich stiebitze von Erik ein paar Mais-Kringel und einen Taler Puffreis. Die landen im Klo und ich begebe mich abermals zum Kontroll-Schacht. Aber ausser Wasser kommt hier nichts an. Ich bin enttäuscht. Ist das tatsächlich nicht das richtige Rohr?
Geknickt gehe ich zurück ins Haus. Als ich das stinkige Klo gerade wieder versiegeln will, fällt mir auf, dass die Leckereien noch immer im Klobecken schwimmen. Die waren wohl zu luftig, um vom Wasser mitgerissen zu werden. Mittlerweile sind sie aber etwas vollgesogen und wir wiederholen ein letztes Mal die Prozedur. Und dieses Mal schwimmen tatsächlich alle Teile schwungvoll durch den Schacht richtung Straße. Puh! Glück gehabt. Jetzt kann ich absolut sicher sein, dass dies wirklich mein Abwasser-Rohr ist.
Als nächstes ist die Wand im Esszimmer dran. Der Durchbruch muss vorbereitet werden. Ich lege die Balken aus, die später im Dach verbaut werden sollen und messe die Abstände. Dann säge ich in der Werkstatt die passenden Stützen zurecht. Kathinka hilft beim Einbau und bald schon habe ich eine stabile Stützwand aus Holz neben der zerrissenen Wand stehen. Bevor ich das Werk aber beenden kann, klingelt das Telefon und ich muss nach Hamburg ins Büro. Für heute ist also Schluss. Ich springe noch schnell in die Wanne und bemerke, wie sich tatsächlich schon so etwas wie Alltag und Normalität eingestellt haben. Und das bereits nach einem Monat. Das macht doch Mut!