Kathinka und Erik wollen mal wieder früh aufbrechen und sich mit der Familie treffen. Ob der Menge an gemähtem Gras, das noch weg zu schaffen ist, bin ich etwas ungehalten über unsere Arbeitsteilung. Ich ackere, während die beiden Party mit der Familie machen... Ich kann Kathinka genug ins Gewissen reden, dass sie zumindest für eine Stunde mit harkt. Und da merkt sie auch, dass das eine fiese Arbeit ist. Denn richtig gut geschnitten ist das Gras trotzdem nicht. Viele Halme liegen oder haben sich unter monatelanger Last in den Boden gedrückt. Es ist, als wollte man Dread-Locks mit ner Bürste glätten. Und wenn man eine Stelle geharkt hat und die selbe Stelle dann nochmal beharkt, kommt mindestens nochmal genau so viel Gras zusammen. Ich hatte mich bei meinem kleinen Elektromäher ja über den zu kleinen Fangsack geärgert. Aber wenn ich das hier so erlebe, bin ich froh, dass ich in Zukunft nicht mehr harken muss. Irgendwann reisen die beiden dann doch ab und ich stehe allein vor dem Berg an Arbeit. Da rächt sich der tolle, große Garten dann. Zunächst schnibbel ich ein paar Unkräuter aus den Bäumen und steche die Rasenkanten ab. Immerhin macht der Umgang mit unserer lustigen Schubkarre viel Spaß. Allerdings laufe ich alle paar Minuten Richtung Kompost und schütte immer mehr oben drauf. Das wird ein richtiger Berg. Hier und dort kommt neben dem Gras dann noch altes Laub und allerlei Unrat dazu. Am frühen Nachmittag bin ich endlich fertig mit dem gemähten Gras und mache mir reichlich erschöpft was zu futtern.
Ich puzzle noch an einigen Stellen im Haus rum. Zum Beispiel wische ich zum x-ten Mal die Pfütze im Keller weg. Ich versuche mal, einen Lappen um die leckende Stelle zu wickeln und hänge die Zipfel in einen Eimer. Vielleicht kann ich so das Wasser zumindest etwas bändigen. Grundsätzlich macht unsere Automatik-Pumpe ja einen zuverlässigen Job. Aber so richtig habe ich das System noch nicht verstanden. Ich stelle nochmal einen Baustrahler in den Keller und inspiziere den Pumpenbrunnen. Da kommen an zwei Stellen noch so seitliche Rohre hinzu. Deren Enden sind von Zentimeterdickem Kalk umgeben. Da müssen Jahrelang etliche Liter Wasser durchgelaufen sein. Und auch die Pumpe ist von einer dicken Kalschicht umschlossen. Ein wunder, dass sie noch funktioniert. Ich schütte einen Eimer Wasser in das Ablaufgitter neben der Heizung und nach einigem Gluckern und Gurgeln plätschert es tatsächlich in meinem Brunnen. Ein Zulauf ist also identifiziert. Der andere scheint nach draussen zu führen. Genau dorthin, wo die Regenrinne des Windfangs im Boden verschwindet. Ich ahne bereits etwas. Das werde ich die nächsten Tage mal prüfen.
Wenn ich hier so erfolgreich Höhlenforschung betreiben konnte, kann ich vielleicht dem Wasserbrunnen auf dem Hof auch ein paar Geheimnisse entlocken. Ich öffne nochmal den schweren Betondeckel und reinige vorsichtig den Rand. Da ist eine Steckdose und aus einem Rohr kommt ein Kabel. An anderer Stelle gibt es ein zweites Rohr mit einem Kabel und einem Schlauch. Die Steckdose ist allerdings ohne Strom. Ich versuche zu ermitteln, wo das Kabel hinführt und finde irgendwo am Anbau ein loses Kabelende gleicher Farbe. So kann da ja kein Strom ankommen. Und das zweite Kabel führt direkt zu der Tauchpumpe die im Brunnen hängt. Das Kabel kommt allerdings vom neu angebrachten Sicherungskasten mit FI-Schalter. Aha, scheinbar hat ihn mal jemand darauf aufmerksam gemacht, dass eine ungesicherte Steckdose an der Innenwand eines Brunnens keine gute Idee ist. Dann hat er eben die Steckdose nach oben an das Hausdach verlegt und separat abgesichert. Ich teste die Pumpe und sie pumpt tatsächlich Wasser in den Schlauch, der in dem anderen Rohr verschwindet. Aber nach ein paar Sekunden kommt das Wasser aus dem Rohr zurück geplätschert. Entweder ist der Schlauch kaputt, oder er ist nicht mehr angeschlossen. Wenn ich das richtig gesehen habe, führt der Schlauch irgendwo Richtung Anbau und Waschküche. Dort ist im Boden auch eine uralte Leitungsinstallation zu finden, aber ich kann nicht erkennen, ob dies tatsächlich das Ziel des Pumpenschlauchs ist. Müsste ich mal etwas graben. Allerdings wird es schon wieder dunkel und so packe ich mein Werkzeug wieder ein und mache Feierabend. Ausser dem geharkten Rasen habe ich nicht viel geschafft, aber irgendwie habe ich ein gutes Gefühl wegen der Erkenntnisse, die ich sammeln konnte. So langsam kenne ich unser Haus.